Geschichte

Das Sonnental und seine Geschichte

Restaurant Sonnental

Renovation Fassaden, Gaststube und Saal 2012/13

Der Saal mit seiner legendären Bühne könnte so manche Geschichte erzählen, wurde doch darin gefeiert, getanzt, geturnt, Theater gespielt und vieles mehr. Saal und Bühne sind sanft renoviert Andwil weist mit dem alten «Dorf» am Dorfbach und der Häusergruppe St.Otmar rund um die gleichnamige, 1732 erbaute Pfarrkirche zwei alte, aber längst zusammengewachsene Siedlungskerne auf. Der Weiler St.Otmar bestand bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts aus wenigen, locker um die Kirche gruppierten Häusern. Mit dem Abbruch des dicht an der Strasse gegenüber der Kirche gelegenen alten Pfarrhauses zugunsten des zurückversetzt errichteten neuen Pfarreizentrums 1969 entstand ein weiter, offener Raum, dessen markanter unterer Abschluss das Restaurant Sonnental bildet.

Der stattliche Kreuzfirstbau besteht aus dem dreigeschossigen Wirts- und Wohnhaus mit Giebelfassade zum Platz und dem traufständig angehängten Saal und Stall. Haupthaus und Saal werden geprägt durch die dicht gedrängten Fensterreihen mit ihren üppigen Einfassungen. Zusammen mit dem rundbogigen Eingang mit verziertem Oberlicht geben sie dem Haus das Gepräge des späten 19. Jahrhunderts. Die eng übereinander angeordneten Fenster verraten eine niedrige Raumhöhe, was wiederum auf ein Gebäude schliessen lässt, das älter ist, als es die Fassadengestaltung vermuten lässt. Tatsächlich handelt es sich beim Wohnhaus um ein Gebäude, das wohl ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Während der Renovationsarbeiten kamen im Erdgeschoss rückwärtig Fachwerkwände mit Bollensteinausfachungen zum Vorschein.

Tatsächlich handelt es sich beim Wohnhaus um ein Gebäude, das wohl ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Während der Renovationsarbeiten kamen im Erdgeschoss rückwärtig Fachwerkwände mit Bollensteinausfachungen zum Vorschein. Es gibt keine Hinweise darauf, dass dies eine Aufstockung wäre, es kann dies aber dennoch nicht ausgeschlossen werden. Bemerkenswert ist, dass die Front- und die östliche Seitenfassade bei der Erstellung der heutigen Fenstereinteilung (vermutlich 1891), vollständig ausgewechselt wurden. Hier findet sich zwischen den Fensterpfos-ten eine bunte Mischung von Backsteinmauerwerk und wiederverwendeten Balken.

In dem bestehenden Gebäude wurde 1841 die Wirtschaft Sonnental eröffnet. Als der Andwiler Tierarzt Johann Joseph Mauchle am 7. Dezember 1869 die Wirtschaft erwarb, richtete er darin auch die Postablage ein. 1903 wurde das «Telegraphenbureau» vom Augarten ins Sonnental verlegt, und als Andwil 1906 ein erstes Telefonnetz mit zehn Anschlüssen erhielt, kam die Zentrale ebenfalls ins Sonnental. Bis zum Bau eines eigenen Postgebäudes beim Hirschen 1957 bot die Wirtschaft Sonnental den Andwilern somit alle Verbindungen in die weite Welt. Aber auch im kulturellen und gesellschaftlichen Leben dürfte das Sonnental einen wichtigen Platz eingenommen haben.

Seit 1891 besteht als Anbau ein Theatersaal, dessen Bühnenmaschinerie und -bilder noch heute vorhanden sind. Die letzten Wirtsleute, die Geschwister Franz und PiaWäger, belebten die alte, seit 1891 kaum veränderte Gaststube hochbetagt bis ins Jahr 2011. Ideen zur Umnutzung als Wohnraum, evtl. mit Ersatz von Saal und Stallteil standen im Raum, als Walter Schneider aus Andwil sich des Gebäudes erbarmte und sich entschloss, dieWirtshaustradition auf einem einfachen Niveau ohne grosse Küche fortzuführen. Weil die niedrigen Raumhöhen eine Nutzung der beiden Obergeschosse erschwert, bleiben diese vorläufig leer. Restaurant, Stübli, Küche und Saal hingegen wurden renoviert, wie auch die ganzen Fassaden. Offen ist noch die Zukunft des Stallteils. Sein materieller Erhalt war – ohne landwirtschaftliche Nutzung, dafür mit sehr bedenklicher Statik – von Anfang an fraglich. Eine Option wäre ein Ersatzbau im gleichem Volumen für Wohnungen. Die Fassaden erfuhren abgesehen von neuen Fenstern nur wenige Veränderungen. Die reichen Fenstereinfassungen blieben bestehen, ebenso die Eingangstüre und andere Zierelemente. Der Schindelschirm wurde erneuert und dann gleich auch um die bisher mit einem unschönen Eternit verkleideten Rückfassade herumgezogen. Auf Wunsch der Eigentümerschaft wurde anstelle der noch nachweisbaren, aber fast völlig abgewitterten olivgrünen Schindelfarbe ein neues Farbkonzept für die Fassade erstellt, das aber der Zeit der Fassadengestaltung von 1891 Rechnung trägt. Als Verlust müssen die Dekorations-malereien an der Dachuntersicht genannt werden, die vom ausführenden Spezialisten statt sanft gereinigt und aufgefrischt halb abgeschliffen und mit dicker schwarzer Farbe nachgezogen wurden. Als Schadensbegrenzung entschied man sich für eine Rekonstruktion der Dekorations-malerei, aber – da sie nun schon neu war – auch in den neuen Fassadenfarben.Hinter der alten Eingangstüre mit ihrem Oberlicht in Kunstverglasung empfängt einen der grosszügige Eingangsbereich mit der alten Holztreppe, die aber ein nach - gebautes, SIA-konformes Staketengeländer begleitet.

Die gestemmten Täfer mussten aus Brandschutzgründen durch ein Surrogat (furnierte Promatplatten) ersetzt werden, auf Wunsch der Eigentümerschaft verzichtete man auf den grünen Anstrich, den das alte Täfer gehabt hatte. So hat der Eingangsbereich leider einiges an Originalsubstanz verloren, seinen Charakter hat er dennoch bewahrt. Das Herzstück des Hauses ist die Gaststube, die vor der aktuellen Renovation wohl während hundert Jahren kaum eine Veränderung erfahren hatte. Ein gestrichenes Deckentäfer aus der Zeit um 1800, lasierte Wandtäfer aus dem späten 19. Jahrhundert und ein wohl gleich alter Fischgratparkettboden, dazu Mobiliar aus verschiedenen Epochen und ein schmucker kleiner Jugendstilofen – das war das Intérieur, und das ist es, bis auf den Boden, der ein weiteres Abschleifen nicht mehr zuliess, noch heute. Das Deckentäfer ist demontiert, mit einem Brandschutz hinterlegt und frisch gestrichen wieder montiert worden, dieWandtäfer wurden ebenfalls abgenommen, abgelaugt und über der Isolation der Aussenwände wieder angebracht. Ersetzt wurde das Ausschankbuffet aus den 50er Jahren samt den zugehörigen Installationen. Mehr Veränderung gab es im hinteren Teil des Erdgeschosses. Das nur durch eine Täferwand abge-trennte «Stübli» wurde der Gaststube zugeschlagen und erhielt dieselben Verkleidungen wie diese; die Küche wurde neu eingerichtet und der imposante Holzkochherd fand im Ortsmuseum eine neue Bleibe.

Der Saal war äusserst schlicht, einfache Gipsdecken, weisse Wände, und so präsentiert er sich auch nach der Renovation mit neuen Verklei-dungen wieder. Hinzugekommen ist ein Wandbild mit einer ländlichen Szene. Das Kostbare des Saales aber ist die Bühne mit ihren Vorhängen und Bühnenbildern der Jahrhundertwende. Diese sind samt der zugehörigen Maschinerie unangetastet geblieben und warten geduldig dar - auf, endlich wieder für eine Theaterproduktion genutzt zu werden. MFR

Bauherrschaft: Walter Schneider, Andwil, Innenausbau: Hälg Möbel-Innenausbau AG, Arnegg,
Literatur: Eigenmann, Hermann: Geschichte von Andwil, Andwil 1978.

Restaurant Sonnental,
Lätschenstrasse 2
9204 Andwil

+41 71 385 20 78
info@sonnental-andwil.ch